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Digitale Patientenakte: Fortschritt oder Risiko?

Dolunay Aydin
Dolunay Aydin
Stand: 17. Mai 2025

{Das neue Kapitel der Gesundheitsdaten}
2025 gilt als Wendepunkt im deutschen Gesundheitswesen: Die elektronische Patientenakte (kurz: ePA) soll zur Pflichtlösung für alle gesetzlich Versicherten werden – automatisch befüllt, zentral abrufbar, angeblich sicher. Doch während Politiker von Effizienz und Fortschritt sprechen, schlagen Datenschützer Alarm. Was steckt hinter der ePA – und ist sie tatsächlich ein Segen für Patienten?
{Was ist die elektronische Patientenakte (ePA)?}
Die ePA ist eine digitale Sammlung medizinischer Daten: Diagnosen, Befunde, Medikationspläne, Impfungen, Röntgenbilder, Laborwerte – alles an einem Ort. Ärzte, Therapeuten und Krankenhäuser können auf diese Daten zugreifen – sofern die Patientin oder der Patient zustimmt. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Ärzten zu verbessern und unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden.

Seit 2021 steht die ePA zur Verfügung, doch bisher nutzen sie weniger als 1 % der Versicherten aktiv. Der neue Plan: Ab 2025 wird jede Akte automatisch befüllt – es sei denn, man widerspricht ausdrücklich (Opt-Out-Verfahren).
{Vorteile – Was bringt die Digitalisierung?}
Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Zeitersparnis: Keine Akten mehr von Praxis zu Praxis schleppen.
  • Fehlervermeidung: Ärzte sehen Allergien, Diagnosen und Vorerkrankungen auf einen Blick.
  • Bessere Versorgung: Chronisch Kranke profitieren von lückenlosen Informationen.
  • Mehr Kontrolle: Patienten können einsehen, was dokumentiert wurde.

Besonders in Notfällen oder bei Facharztwechseln kann die ePA Leben retten – vorausgesetzt, sie ist vollständig, aktuell und verfügbar.
{Kritik – Datenschutz und Kontrolle}
Die Kehrseite: Gesundheitsdaten zählen zu den sensibelsten Informationen überhaupt. Kritiker warnen davor, dass mit der ePA ein zentrales Datenregister entsteht, das Ziel für Hackerangriffe sein könnte – trotz Sicherheitsversprechen der Betreiber.

Auch rechtlich sind viele Fragen offen:

  • Wer haftet bei Datenlecks?
  • Was passiert bei fehlerhaften Einträgen?
  • Haben Arbeitgeber oder Versicherungen langfristig Zugriff?

Viele Bürger haben das Gefühl, die Kontrolle über ihre Daten zu verlieren. Das Vertrauen in digitale Infrastruktur ist nach Skandalen wie dem Gesundheitsministerium-Hack oder Leaks aus Krankenhäusern ohnehin angeschlagen.
{Lösungsansatz: Wie man Vertrauen schafft}
Damit die ePA ein Erfolg wird, braucht es mehr als Technik. Es braucht Vertrauen.

Kernpunkte für einen erfolgreichen Rollout

  • Transparente Kommunikation: Bürger müssen verständlich informiert werden, was gespeichert wird – und wie sie widersprechen können.
  • Feingranulare Freigabe: Patienten sollten bestimmen können, welche Daten welcher Arzt sieht.
  • Einfache Benutzerführung: Die App zur ePA darf kein technisches Rätsel sein – sie muss verständlich und barrierefrei sein.
  • Unabhängige Kontrolle: Externe Datenschützer und Patientenvertreter müssen die Systeme laufend prüfen.
  • Digitale Aufklärung: Bereits in Schulen oder Arztpraxen sollte über die ePA informiert werden.

Nur wenn Menschen verstehen, was mit ihren Daten passiert, werden sie bereit sein, dieses neue System zu nutzen.
{Fazit: Digitalisierung mit Verantwortung}
Die elektronische Patientenakte ist kein Selbstzweck – sie kann der Schlüssel zu einem modernen, vernetzten und patientenfreundlichen Gesundheitswesen sein. Doch sie darf nicht über die Köpfe der Versicherten hinweg durchgesetzt werden.

Digitalisierung ist dann stark, wenn sie dem Menschen dient. Sie muss Vertrauen schaffen, Transparenz bieten und sicher sein – nicht nur technisch, sondern auch ethisch.

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